Einsteins Vermächtnis: Die Revolution der Physik - Die Auflösung des Welle/Teilchen-Paradoxons
Buch von Mario Wingert (2003)
Etwas Merkwürdiges geht vor in der Wissenschaft: Auf mysteriöse Art und Weise entziehen sich die beiden grössten Rätsel der Natur beharrlich jedem fruchtbaren Zugang: Das eine ist die Frage nach der Beschaffenheit der Realität - das Rätsel der Quantenphysik, das keiner versteht. Das andere ist die Frage, wie wir diese Realität wahrnehmen. Das ist das Geheimnis des Geistes, des Denkens und der Sprache. Wie soll es auf die zweite Frage eine vernünftige Antwort geben, wenn die erste noch nicht einmal verstanden ist?
Die Lösung beider Rätsel verbirgt ein Experiment, zu dem im Grunde noch nicht einmal Technik notwendig ist - das Doppelspaltexperiment. Seit Generationen verzweifeln Physiker reihenweise an der sinnvollen Interpretation dieses Versuchs. Er zeigt, dass Licht nicht aus Teilchen ("Körpern") bestehen kann. Besonders irritierend ist, dass dies auch für Materie gilt, und sogar auf einzelne Photonen, Elektronen und Atome zutriftt. Das versteht niemand:
Wenn materielle Strukturen keine "Körper" sind und nicht aus "Körpern" bestehen können - und auch das Wellenmodell nicht taugt, um die energetische Struktur von Strahlung und Materie zu verstehen - wie sind die Strukturen der Realität dann beschaffen? Das ist das Welle/Teilchen-Paradoxon, vor dem bisher jeder Physiker das Handtuch werfen musste. Auch Albert Einstein erging es nicht anders - aber er sah ein Problem, wo andere überhaupt keins sahen: Er hielt dieses Paradoxon für das grösste Rätsel der Physik und war sich schon 1917 sicher, "dass der eigentliche Witz, den uns der ewige Rätselgeber da vorgelegt hat, absolut noch nicht begriffen ist." Obwohl er bis zu seinem Lebensende unermüdlich danach suchte, gelang es ihm nicht, die Lösung zu finden.
Die meisten Physiker halten die Auflösung des Paradoxons jedoch für prinzipiell unmöglich. Sie folgen dem Credo einer naturphilosophischen Interpretation, die 1927 von Niels Bohr, Werner Heisenberg und Max Born gegeben und als Kopenhagener Deutung bekannt wurde. Seitdem wird sehr viel Mühe darauf verwendet, jedem Schüler, jedem Physikstudenten und jedem Leser populärwissenschaftlicher Literatur beizeiten klarzumachen, dass das Doppelspaltexperiment nicht logisch erklärbar und diese Unlogik in der Natur begründet sei. Das kann man widerspruchslos hinnehmen - oder bei entsprechendem Temperament als völlig unakzeptablen Konditionierungsversuch empfinden. Tatsache ist: Die Natur zeigt im Experiment ihr wahres Gesicht, doch Physiker sehen und verstehen es nicht... Seit 75 Jahren befindet sich die Physik in einem tiefen erkenntnistheoretischen Winterschlaf. Das mag als radikaler persönlicher Standpunkt empfunden werden, ist aber die gleiche Position, die Albert Einstein vertreten hat.
Sein Vermächtnis wird aufs Beste von der Auflösung des Welle/Teilchen-Paradoxons bestätigt, die ganz im Sinne Einsteins erfolgt und hier erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Lösung ist einfach und revolutionär. Sie offenbart, dass die Physiker mit ihrem ruhmlosen Abschied von Albert Einstein und der kritiklosen Akzeptanz der Kopenhagener Deutung die einmalige historische Chance versäumt haben, das Rätsel der Beschaffenheit der Natur und das Rätsel des Geistes zu lösen, auf das sie mit der Quantenphysik gestossen sind.